Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Gewölbekeller des “Ristorante il Monastero” in der Passauer Altstadt, als Professor Dr. Holm Putzke, ehemaliger CSU-Kreisvorsitzender und Mitglied des Passauer Stadtrats, sich in einem offenen Dialog den Fragen der Anwesenden stellte. Neben zahlreichen Parteimitgliedern, sowohl von der FDP als auch der CSU, nutzten auch externe Gäste die Gelegenheit, den Strafrechtsprofessor persönlich kennenzulernen. In lockerer Atmosphäre wurden über zwei Stunden lang Themen von der Stadtentwicklung über die Verkehrspolitik bis hin zu ganz persönlichen Beweggründen diskutiert. Das Treffen diente auch als Vorbereitung für die offizielle Aufstellung der Stadtratsliste und verdeutlichte, dass die Freien Demokraten bei der kommenden Kommunalwahl auf einen neuen Politikstil mit Klartext und Transparenz setzen.
Kreisvorsitzender Nick Kelldorfner eröffnete die Veranstaltung und zeigte sich erfreut über das Interesse der Passauer Gesellschaft. Er erklärte, dass die Freien Demokraten bewusst den Raum für einen persönlichen Austausch schaffen wollte, bevor formelle Entscheidungen anstehen. Die Stadtratsliste solle ein frisches Angebot an die Wähler sein. Holm Putzke mache Politik wieder interessant. Es sei überall zu spüren, dass viele Passauer Putzke als jemanden schätzen, der Dinge ohne Scheu anspricht und konsequent vorantreibt.
Was die Stadtratsliste angeht, betonte Kelldorfner, dass man keine Platzzusicherungen im Hinterzimmer mache, sondern dass die Mitglieder der FDP am Ende gemeinsam über die Liste entscheiden. Er lade dazu ein, dem Kandidaten kritisch auf den Zahn zu fühlen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.
Ein besonderer Schwerpunkt des Abends lag auf den persönlichen Fragen an Holm Putzke. Auf die Frage, warum er trotz seiner Kandidatur für die FDP-Liste noch Mitglied der CSU bleibe, antwortete Putzke sehr offen: Nichts an seinen Positionen habe sich verändert, er stehe seit jeher für eine bürgerlich-liberale Politik. Einigen CSU-Funktionären gehe es auch gar nicht um inhaltliche Positionen, sondern allein um persönliche Befindlichkeiten und Besitzstandswahrung. Dennoch gäbe es zu den Freien Demokraten inhaltlich große Schnittmengen. Er wolle zeigen, dass er sich treu bleibt und für seine Überzeugungen kämpft, egal auf welchem Listenplatz. Seine Motivation für die Politik sei nicht das Streben nach Ämtern, sondern die Freude daran, Dinge anzupacken, die er für richtig hält. Mit einem Schmunzeln erzählte er in diesem Zusammenhang von seinem Kater Felix und seinem Engagement für die „Ilzer Katzenstube“. Er betonte, dass ihm solche vermeintlich kleinen Themen, für die ihn manche belächeln würden, genauso wichtig seien wie die großen politischen Linien. Der Einsatz für Tiere und deren Wohl habe ihm gezeigt, wie viel man erreichen kann, wenn man mit Leidenschaft bei der Sache ist.
Ehrlichkeit in der Verkehrspolitik und Schutz des Stadtbildes
In der Diskussion um die Verkehrspolitik forderte Putzke einen neuen Stil der Kommunikation. Besonders bei den Stadtwerken und dem ÖPNV müsse man den Bürgern reinen Wein einschenken. Er sprach darüber, dass viele Prozesse effizienter gestaltet werden könnten, um die Kosten im Griff zu behalten. In einem Aufsichtsrat dürften nur Stadträte sitzen, die von der Materie auch etwas verstehen. Sonst könne man gleich eine Umfrage am “Ballermann” machen. Es sei Kernaufgabe der Politik, transparent zu informieren, gemeinsam faktenbasiert über den richtigen Weg zu diskutieren und Entscheidungen zu erklären. Zur geplanten Achleiten-Brücke äußerte er deutliche Skepsis. Er bezeichnete die Debatte als Scheindiskussion, da es nicht sinnvoll sei, über eine Brücke zu diskutieren, ohne ein schlüssiges Gesamtkonzept und ohne einen Vorschlag für die immensen Kosten zu präsentieren. Eine Brücke ohne neue Anbindungen für den Verkehr würde die Innenstadt nicht entlasten, sondern neuem Verkehr aussetzen. Wer das bestreite, belüge die Innstädter, vor allem im Umfeld der Wiener Straße, Kapuzinerstraße und Schmiedgasse.
Auch das Stadtbild war den Gästen ein wichtiges Anliegen. Putzke unterstrich seine Position zum Denkmalschutz und zur Architektur. Er lobte gelungene Beispiele wie das Buchner-Haus, das sich gut in die Umgebung einfügt. Gleichzeitig warnte er davor, das historische Gesicht der Stadt durch unpassende Neubauten zu gefährden. Passau lebe von seiner Schönheit und seiner Tradition. Er plädierte dafür, bei Bauprojekten stets das große Ganze im Blick zu behalten, um die besondere Atmosphäre der Dreiflüssestadt für Bewohner und Touristen gleichermaßen zu bewahren. Dabei müsse man aber auch offen für moderne Lösungen sein, etwa bei der Nutzung von Photovoltaik auf historischen Dächern oder dem Dachgeschossausbau zur Schaffung von Wohnraum, sofern dies optisch ansprechend umgesetzt wird.
Die Universität als Teil der Stadtgesellschaft begreifen
Ein weiteres zentrales Thema war die Rolle der Studierenden. Putzke, der selbst als Professor an der Universität lehrt, sieht hier viel ungenutztes Potenzial. Er wünscht sich eine deutlich engere Vernetzung zwischen Universität und Stadtgesellschaft sowie Stadtverwaltung. Die mehr als 10.000 Studenten dürften kein Fremdkörper sein, sondern müssten aktiv in die Stadtgesellschaft eingebunden werden. Das betreffe nicht nur das Freizeitangebot, sondern vor allem auch den Bereich des bezahlbaren Wohnraums. Die Stadt solle den jungen Leuten zeigen, dass sie willkommen sind, beispielsweise durch bessere Informationen über lokale Vereine und aktive Vernetzung. Ein Oberbürgermeister müsse sich an der Universität genauso zu Hause fühlen wie am Stammtisch.
Abschließend kam die Sprache auf die Transparenz im Stadtrat. Putzke sprach sich leidenschaftlich dafür aus, öffentliche Sitzungen wieder zum Standard zu machen. Zu viele wichtige Entscheidungen würden derzeit in nicht-öffentlichen Teilen verhandelt, was eine echte politische Debatte in der Öffentlichkeit verhindere. Dazu gehören etwa die weitgehend geheimen Planungen des neuen Poststegs. Putzke wiederholte seine Kritik, dass die damit verbundenen Möglichkeiten grob fahrlässig liegen gelassen wurden. Jetzt habe man nicht nur eine schiefe Brücke, sondern auch eine, die keine Überdachung mehr habe und auch sonst zahlreiche Defizite aufweise.
Der Abend endete mit einem positiven Resümee des Kandidaten, der sich für den vertrauensvollen Austausch bedankte. Man blicke mit großer Zuversicht auf die kommende Zeit und freue sich auf den weiteren Dialog mit den Menschen in der Stadt.